Seelenfutter vegetarisch – Himmel oder Hölle?

4177_Seelenfuttervege_U...d.pdf, page 1 @ Preflight ( 4177_SeeleNudeln machen glücklich; das weiß jedes Kind. Wenn man dann ein Buch voller “Rezepte, die glücklich machen” in Händen hält, erwarten manche vielleicht ein Pastabuch mit ungefähr 43 Variationen von Ketchup und Tomatensauce. Doch das wäre viel zu kurz gedacht, denn überraschenderweise geht’s auch (fast) ohne Nudeln. Und was die meisten Männer in meinem Umfeld zutiefst erschüttern wird: es geht auch ohne Fleisch.

Mit “Seelenfutter vegetarisch” ist den drei Urheberinnen ein besonders schönes Kochbuch gelungen. Denn abseits vom üblichen Klischeefutter – Schoki, Pommes, Eis & Co. – haben sie sich nicht allein auf den vollen Magen konzentriert, sondern auch auf das, was in unserer blitzschnellen, trendgesteuerten, magerwahnsinnigen Welt meist viel zu kurz kommt: unsere Seele. Und dies tun sie mit Hilfe erstaunlicher Kombinationen und mit Gewürzen, die herrlich glücklich machen.

Ein alter Freund von mir saß vor vielen Jahren einmal über seinem neusten Kochbuch (Mollie Katzens “Enchanted Brokkoli Forest”) und las uns Rezepte vor, mit einer Begeisterung, als wären die Menüs bereits gekocht, und er würde davon kosten. Damals dachte ich, er hat vielleicht nicht mehr alle Zehen an der Knolle – dank “Seelenfutter” muss ich Abbitte leisten. Man kann tatsächlich ein Kochbuch lesen und da schon anfangen zu schwärmen (weshalb ich es hier in dem ansonsten essensfreien Blog überhaupt rezensiere).

Die Rezepte haben mal einen südeuropäischen oder asiatischen Einschlag, mal sind sie Abwandlungen urdeutscher Rezepte. Zwar gibt es tatsächlich auch Pommes – aber mit einem äußerst lecker klingenden Ketchup-Rezept. Nudeln sind ebenfalls vertreten vom klassischen Nudelauflauf mit Käse und Gemüse bis hin zur Zitronenpasta mit “Lauchspaghetti”. Doch gibt es auch Kichererbsengemüse mit Couscous und Safransahne oder, was heute bei mir auf den Tisch kommt, Rote-Bete-Suppe mit Schafskäse-Gremolata.

“Seelenfutter vegetarisch” ist sehr liebevoll angerichtet von Susanne Bodensteiner, Sabine Schlimm (Rezepte und Texte) und Mona Binner (Fotos). Doch nicht nur das – die Rezepte schmecken, sie nehmen es nicht übel, wenn man sie ein wenig variiert, und streicheln die Seele häufig ganz ohne den sonst bei Seelenfutter obligatorischen Direkteinschuss auf die Hüften. Wer von solchen Leckereien nicht genug bekommt, kann dann zur nächsten Stufe übergehen (ein Tipp aus dem Blog von Sabine Schlimm): Madhur Jaffreys Standardkochbuch “Vegetarisch” mit 600 Rezepten aus 45 Ländern. Wer aber erst einmal hineinschnuppern möchte in das, was die Seelenküche bieten kann, macht mit “Seelenfutter vegetarisch” alles richtig.

Seelenfutter vegetarisch
Susanne Bodensteiner, Sabine Schlimm, Mona Binner
Gräfe und Unzer, 2014
19,99 € (gebunden)
15,99 € (E-Book)

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