Fachbücher schreiben und Kreativität lehren: Zamyat M. Klein

Fachbücher schreiben und Kreativität lehren: Zamyat M. Klein (Foto: privat)
Fachbücher schreiben und Kreativität lehren: Zamyat M. Klein (Foto: privat)

Sie ist die Trainerin der Trainer_innen, sie hat 16 Bücher geschrieben und war bei weiteren fünf Büchern Co-Autorin. Zamyat M. Klein studierte Diplompädagogik und verlegte sich dann sehr schnell auf Erwachsenenbildung.  Um ihre Tipps und Tricks einem breiten Publikum bekannt zu machen, gibt sie diese nicht nur in Kursen (on- und offline) weiter, sondern verrät sie mit außergewöhnlicher Offenheit auch in ihren Büchern.

Birte Vogel (bv): Frau Klein, heute können sich ja alle Trainerin oder Coach nennen. Momentan gibt es geradezu eine Coach-Schwemme. Doch selbst stark gehypte Trainer_innen, die sehr viel Geld für ihre Kurse nehmen, stellen sich manchmal als absolute Nieten heraus. Woran kann ich denn erkennen, ob jemand gut ist oder nicht?

Zamyat Klein (ZK): Das ist in der Tat ganz schwierig. Es stürzen unheimlich viele auf den Markt. Viele, die früher was anderes waren, denken: „Och, dann bring ich den anderen das mal bei“, haben aber methodisch-didaktisch keine Ahnung. Die könnten zu mir kommen, ich bilde ja Trainer aus (lacht), aber die haben oft gar kein Mangelgefühl. Man kann es auch nicht immer an ihren Zertifikaten erkennen, denn die Ausbildungen haben alle unterschiedliche Qualitäten. Im Grunde kann man es nur ausprobieren und dann feststellen, ob jemand nur todlangweilige Power-Point-Referate hält oder eine Ahnung von dem hat, was er da treibt.

bv: Ist diese Schwemme denn für Sie eine bedrohliche Konkurrenz?

ZK: Ich mache das seit 33 Jahren, habe 16 Bücher geschrieben, habe die Ausbildung im Hintergrund – ich mache mir da keinen Kopf drum. Außerdem bilde ich ja die Trainer selber aus.

bv: Welche Voraussetzungen muss man denn haben, um eine gute Trainerin zu sein?

ZK: Man muss natürlich fachlich Ahnung haben, es sich entweder gut zusammengelesen oder Fortbildungen besucht haben. Aber man muss unbedingt auch eine methodisch-didaktische Ausbildung haben, eine Ahnung von Lerntechniken, Lerntypen, davon, wie unterschiedlich Menschen lernen, und dass ich mit einer Methode nicht alle erwischen kann. Es soll ja für alle was dabei sein, damit die optimal lernen können. Dieser Teil ist mein absolutes Steckenpferd.

bv: Eins der neusten Bücher, zu dem Sie beigetragen haben, heißt „Abenteuer aus der Trainerhölle„. Ist es also nicht nur manchmal für die Teilnehmer_innen, sondern auch für die Trainer_innen eine Hölle?

ZK: Es gibt unheimlich tolle, beglückende Momente, aber ich hatte auch schreckliche Erlebnisse, zum Beispiel mit der Deutschen Bahn, mit der ich seit 34 Jahren fahre. Mich da mal ausmären und über die schrecklichen Pannen schreiben zu können, war schon klasse.

Wer meine Bücher liest, kriegt Lust auf einen Kurs bei mir

bv: Ein paar Ihrer neueren Werke haben Titel, die eine Leichtigkeit versprechen, die man sich in beiden Teilen Ihres Berufes, bei Trainerseminaren und beim Bücherschreiben, kaum vorstellen kann. Z. B: „Leichter lernen – mit Spaß„, „Zauberwelt der Suggestopädie“ oder „Das tanzende Kamel„. Wie leicht und spaßig ist das Bücherschreiben wirklich für Sie?

ZK: Das ist wirklich sehr leicht und spaßig. Ich habe irgendwann entdeckt, dass mir das sehr leicht fällt. Ich schwitze nicht über den Blättern, sondern hämmere drauflos. Die Beispiele, die ich gebe, waren mir auch immer Herzensangelegenheiten. Nur der Titel „Suggestopädie“ ist leider in die Hose gegangen. Ich hatte ganz beglückt gedacht, die Leser würden mir vertrauen und das Buch kaufen, weil es von mir ist. Aber das geht am schlechtesten von allen. Dabei ist das eine Fundgrube, aus der man zehn Jahre lang zehren könnte! Ich habe vor ein paar Tagen noch meinen Lektor gebeten, es in der neuen Auflage umzubenennen. (lacht)

bv: Sie sind – anders als viele Ihrer Kolleg_innen – dafür bekannt, dass Sie in Ihren Büchern auspacken, d. h., dass Sie sehr detailliert und ausführlich all Ihre Methoden beschreiben. Dabei sind das genau die Methoden, die Sie auch in Ihren Kursen lehren. Ist das nicht kontraproduktiv?

ZK: Darüber habe ich auch immer mal nachgedacht. Aber wenn die Leute meine Bücher sehen, kriegen sie erst recht Lust, in meine Kurse zu kommen. Natürlich könnten Trainer mir ja auch Kunden mit meinen eigenen Methoden wegnehmen. Nur, bis sie das abgekupfert haben, habe ich schon wieder was Neues erfunden. Ich muss mich aber schon schwer zusammenreißen, wenn jemand eine Methode einführt, die von mir ist, sie aber anders oder falsch macht …

bv: Sie sind in erster Linie Trainerin. Warum haben Sie überhaupt mit dem Schreiben angefangen?

ZK: In einer Zeitschrift für Trainer las ich eines Tages einen Artikel mit dem Titel „Kreative Lernmethoden“ und dachte: Das ist ja mein Thema! Darin war eins meiner Seminare beschrieben und mit Fotos von meinen Flipcharts bestückt. Aber nirgendwo erschien mein Name! Ich war natürlich sauer, rief beim Verlag an und fragte: „Hömma, Leute, wieso lasst Ihr das jemand Fremdes schreiben, wieso nicht mich?“ Darauf fragten sie mich, ob ich ein ganzes Buch darüber schreiben wollte. Und ich dachte: Warum nicht? Also habe ich mich hingesetzt und das Buch in 14 Tagen geschrieben.

bv: In vierzehn Tagen?

ZK: Da ging es ja um die Sachen, die ich sowieso ständig machte. Das ist nur so aus mir rausgeflossen.

Fachbücher können auch lustig und interessant sein

bv: Ihre Bücher sind aber nicht die typischen, trockenen Fachbücher.

ZK: Ich hatte vorher das Buch „Stroh im Kopf?“ von Vera Birkenbihl gelesen und dabei erkannt, dass Fachbücher auch lustig und interessant sein können. Als ich bei meinem ersten Buch gemerkt habe, dass ich auch so schreiben kann, habe ich gleich einen zweiten Band hinterher geschrieben.

bv: Mit mehr als 16 Büchern auf dem Markt: wie haben sich Ihre Honorare für Sach- bzw. Fachbücher seit dem ersten Buch verändert?

ZK: Für die ersten fünf Bücher habe ich ein einmaliges Honorar bekommen. Damit war alles abgegolten. Seitdem bekomme ich zehn Prozent als Autor und fertig. Ich habe in meinem Leben noch keinen Vorschuss bekommen.

bv: Sie verkaufen Ihre Bücher auch über einen eigenen Shop auf Ihrer Website. Lohnt sich das?

ZK: Als Autorin bekomme ich die Bücher vom Verlag 40% günstiger und kann sie dann selber verkaufen. Da bleibt mehr bei mir hängen als die zehn Prozent Tantiemen. Aber das wissen viele Leute nicht und kaufen nicht in meinem Shop, sondern woanders. Die meisten Bücher verkaufe ich bei meinen Seminaren.

bv: Welche Auflagen haben die Bücher?

ZK: Das weiß ich gar nicht. Vielleicht 2.000 oder 3.000. „Kreative Geister“ ist jetzt aber schon in der 3. Auflage erschienen, „Kreative Seminarmethoden“ in der 7. Auflage, und von „Tanzendes Kamel“ gibt es jetzt auch eine DVD.

bv: Wie sind Sie nach dem ersten Buch zu den weiteren Buchverträgen gekommen?

ZK: Ich habe einen unüblichen Weg beschritten: erst habe ich das Buch geschrieben, dann habe ich mir in einer Buchhandlung aus einem Verzeichnis die passenden Verlage mit der Hand rausgeschrieben – das war alles noch umständlich! Dann habe ich das Manuskript erst an einen Verlag geschickt, dann an den nächsten – aber es dauerte ewig, bis die überhaupt antworteten. Also habe ich zehn Kopien gemacht und die an zehn Verlage geschickt. Nachdem ich acht von den zehn Manuskripten wieder zurück hatte, klingelte plötzlich morgens um acht das Telefon. Ein Lektor von Herder fragte, ob das Manuskript noch frei wäre.

Bücher in verschiedenen Verlagen sprechen verschiedene Zielgruppen an

bv: Wie hat sich das Buch dann verkauft, als es bei diesem großen Verlag war?

ZK: Zuerst hatten sie es umbenannt. Ich hatte es „Lernen mit Lust und Leichtigkeit“ genannt, aber der Verlag wollte keine „Lust“ im Titel. Also nannten wir es „Leichter lernen mit Spaß“. Das Problem war, dass das Buch deshalb immer in der Kinderabteilung stand und überhaupt nicht gut lief. Irgendwann wurde die erste Auflage dann verramscht.

bv: Wie lief es beim nächsten Buch?

ZK: Das Buch „Kreative Seminarmethoden“ habe ich auch erst mal ohne Verlagsvertrag geschrieben, und zwar genau so wie ich es wollte. Damals habe ich sogar noch Fotos vom Kurs und von meinen Methoden mit der Hand eingeklebt! Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Ich hatte mir einen Verlag dafür ausgesucht, dort angerufen und mit der Lektorin gesprochen. Sie sagte, ich sollte das Manuskript hinschicken. Was ich damals aber noch nicht wusste: man muss da ein paar Wochen später noch mal anrufen. Daraus wurde also nichts. Aber dann stellte mich jemand auf der Didacta in Köln dem Verlag Jünger und Gabal vor, und da war sofort klar, dass die Interesse hatten.

bv: Und dann blieben Sie bei diesem Verlag?

ZK: Nein, denn drei Jahre später wollte ich für mein nächstes Buch gerne in den Verlag managerSeminare, aber ich habe mich ewig nicht getraut, da anzurufen. Als ich es dann endlich tat, wusste der Lektor sofort, wer ich war und bat mich, ein Exposé zu schreiben. Daraufhin sagte ich: „Das kann ich nicht. Ich mache eine Mind Map und komme damit zu Ihnen.“ Bei dem Termin habe ich zwei Stunden lang mit ihnen geredet, und sie haben das Buch angenommen.

bv: Ist es von Vorteil, bei möglichst vielen verschiedenen Verlagen veröffentlicht zu haben?

ZK: Manche sagen, das sei gut, weil man dadurch eine breitere Streuung hat und andere Zielgruppen anspricht. Auf diese Weise lernt man aber auch Verlage kennen. Gabal pusht leider immer nur einige Bücher, aber meine nicht. managerSeminare machen bessere Werbung; die haben immer neue Ideen. Bei denen fühle ich mich besser vermarktet.

Mein neues Buch hat Marketing-Gründe

bv: Haben die Bücher messbare Auswirkungen auf die Anzahl der Teilnehmer_innen in Ihren Seminaren?

ZK: Ich schreibe, um bekannter zu werden und Geld zu verdienen. Aber ich kann nicht sagen, ob die Teilnehmer nur wegen der Bücher kommen. Viele sagen allerdings, dass sie sie kennen. Manche kommen auch erstaunlicherweise immer noch über meine völlig veraltete Website (lacht). Also, ich denke schon, dass es was bewirkt.

Jetzt schreibe ich gerade an einem neuen Buch über „Kreative Webinarmethoden“ [erscheint im Juli 2015; Anm. d. Red.]. Das hat vor allem Marketing-Gründe, damit eben deutlich wird, dass ich nun auch seit Jahren in diesem Bereich arbeite. Außerdem bin ich fast die erste, die dann mit diesem Thema auf den Markt kommt und das wird hoffentlich dazu beitragen, mich auch in dieser Szene bekannter zu machen.

bv: Sie haben Diplom-Pädagogik studiert. Warum hatten Sie sich damals schon auf Erwachsenenbildung verlegt?

ZK: Ich hatte ursprünglich angefangen, Deutsch, Musik und Geschichte auf Lehramt zu studieren. Das war aber nur eine Notlösung. Damals hat man halt eher Politik gemacht, als zu studieren. Dann gab es einen neuen Studiengang, Diplom-Pädagogik. Mir wurde relativ schnell klar, dass ich Erwachsenenbildung machen will. Sehr bewusst war die Berufswahl damals aber nicht. Ich hatte keine Ahnung, was ich kann und was ich will. In der Schule war ich schlecht, und ich fand sie grausig, und im Studium war ich, wie gesagt, mit anderen Sachen beschäftigt.

bv: Wie war dann Ihr Start ins Berufsleben?

ZK: In meinem ersten Job ging es um berufsvorbereitende Maßnahmen für türkische Jugendliche. Die waren total nett, und ich habe durch sie meine Liebe für die Türkei entdeckt. Aber der Job war ein Knochenjob, denn die kamen frisch aus der Türkei, und ich konnte kein Wort Türkisch; es gab auch keine Methodenbücher. Aber mein Kollege sprach ein wenig Türkisch, die Methoden haben wir dann selber erfunden, und so fand ich raus, dass genau da meine Stärke liegt.

bv: Also kein Gedanke mehr ans Lehramt?

ZK: Ich kann aus der Rückschau sagen, Gott sei Dank! In der Schule wäre ich irre geworden. Als Leute für eine Fortbildung für Lehrer und Ausbilder gesucht wurden, habe ich gesagt: Das will ich auch! Das war genau die richtige Wahl.

Finanzielle Sicherheit ist nie da

bv: Was ist das Interessante an der Erwachsenenbildung?

ZK: Ich kann auf Augenhöhe mit jemandem arbeiten. Die Teilnehmer sind freiwillig da, sie wollen was lernen, haben Interesse am Thema, sind aufgeschlossen, hochengagiert und motiviert. Da kann ich ganz frei suggestopädische Methoden aufgreifen und anwenden. Das begeistert sie, und mir macht’s viel Spaß.

bv: Sie sind seit 1991 selbstständig. Warum haben Sie sich damals selbstständig gemacht?

ZK: Auch das war nicht bewusst, aber irgendwie fügt sich immer alles. Damals durften keine türkischen Jugendlichen mehr ins Land kommen, also hörten die Projekte auf und ich wurde arbeitslos. Über eine ABM-Stelle [ArbeitsBeschaffungsMaßnahme; Anm. d. Red.] habe ich dann zwei Jahre in der Weiterbildung gearbeitet und bekam schließlich ein eigenes Projekt: ein Seminar zum Wiedereinstieg von Frauen. Im Anschluss war die Frage, ob ich mich arbeitslos melden oder mich selbstständig machen soll. Da ich gute Kontakte hatte, habe ich mich selbstständig gemacht. Ich fand, als Freiberuflerin brauche ich einen Anrufbeantworter, die damals noch ganz neu waren, und schaffte mir einen an. Drei Tage später hatte ich schon die erste Anfrage da drauf, ob ich Seminare für Lehrer, Ausbilder und Sozialpädagogen im sogenannten „Benachteiligtenprogramm“ machen wollte.

bv: Mit der Erfahrung von 24 Jahren Freiberuflichkeit: Würden Sie sich heute wieder selbstständig machen?

ZK: Ich wäre wahrscheinlich als Lehrerin todunglücklich gewesen, weil ich 70 Prozent meiner Arbeit unsinnig gefunden hätte. Ich bin ein unabhängiger und selbstständiger Mensch. Und thematisch bin ich völlig frei. Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, welche Kunden und welche Bedingungen ich brauche, auch wenn das leider viele Jahre gedauert hat. Ich musste erst sehr mühselig lernen, nicht an den Wochenenden und Abends zu arbeiten. Im Grunde ist das aber zwiespältig: die Art der Arbeit ist genau richtig und macht mir total Spaß. Aber die finanzielle Sicherheit ist nie da. Gerade im Alter und mit Blick auf die Rente macht mir das auch Angst, ehrlich gesagt. Das finde ich ganz grässlich an der Selbstständigkeit. Und ich beneide meine Freundinnen, die Lehrer waren und jetzt gemütlich Rente kriegen und ein feines Leben haben.

bv: Als Freiberuflerin arbeiten Sie ja auch viel von zu Hause aus.

ZK: Ich bin ein Morgenmensch und stehe gerne früh auf. Ich schaffe morgens doppelt so viel wie nachmittags und arbeite morgens ganz intensiv. Aber das muss man sich als Freiberufler sehr, sehr hart erkämpfen. Für andere sieht das so aus: „Ach, die ist ja zu Hause.“ Ich habe allen eingeprügelt, vormittags nicht anzurufen und bin sehr grantig geworden, wenn sie es trotzdem wegen irgendeinem Scheiß machen. Alle Termine lege ich auf den Nachmittag, da bin ich mittlerweile sehr, sehr eisern. Und seit zwei Jahren versuche ich, meine #pümipau einzuhalten, eine pünktliche Mittagspause! Spätestens um halb eins stehe ich auf und gehe raus; das fluppt! (lacht)

Das ist ein Kreativrausch, der mir Spaß macht

bv: Wie werben Sie für sich?

ZK: Ich mache sehr offensiv Marketing, vor allem über Social Media. Denn Teilnehmer für Online-Seminare finde ich natürlich am ehesten im Netz. Ich blogge seit sechs Jahren und verschicke wöchentlich einen Newsletter, wo ich ja auch meine Leidenschaft zum Schreiben noch zusätzlich ausleben kann. Eine neue Variante sind auch Informations-Webinare, wo ich im direkten Kontakt mit Interessenten meine Projekte vorstellen kann. Da gibt es inzwischen die tollsten Möglichkeiten – und davon handelt ja auch mein neues Buch.

Marketing ist aber gleichzeitig ein Service für die Kunden, denn so erfahren sie, welche Angebote es gibt und was zu ihnen passt. Das mache ich zwar auf meine selbstgestrickte Art, aber die hat eine ganz andere Wirkung. Ich bin ein Eine-Frau-Betrieb, ich habe keine Mentoren oder so was hinter mir. Trotzdem bin ich bekannt wie ein bunter Hund. Neulich sagte mir jemand: „Ihr Buch hat mein Leben verändert.“ Das ist schön, aber davon kann ich mir nichts kaufen. Im Grunde hoffe ich – wie viele Frauen –, dass sich Qualität irgendwann durchsetzt. Aber um ehrlich zu sein, den Eindruck habe ich nicht.

bv: Wenn Sie mit den Trainings aufhörten, könnten Sie von den Büchern leben?

ZK: Nein, davon kann ich nicht leben. Ich schreibe gerne, und ich habe auch reichlich Ideen für neue Fachbücher. Aber das Schreiben kostet irre viel Zeit. Dagegen steht, dass ich damit so gut wie nix verdiene. Ich kann es mir nicht leisten, hemmungslos ein Buch nach dem anderen zu schreiben. Früher habe ich parallel geschrieben, aber das war zu stressig. Jetzt habe ich es mir schon ein, zwei Jahre verkniffen. Es ist auch egal, ob ich nun 16 oder 17 Bücher veröffentlicht habe. Ich nutze die Zeit dann gerne, um meine Seminare und Online-Seminare ans Laufen zu kriegen.

2014 habe ich aber wieder geschrieben, und zwar 100 Kreativ-Tipps für eine App und ein neues Buch [„Spiele und Bewegung in Seminaren“, Haufe-Verlag; Anm. d. Red.]. Und aktuell arbeite ich ja an dem Buch „Kreative Webinarmethoden“. Die nächsten zwei Themen stehen auch schon fest und auch ein neuer Verlag.

bv: Belastet Sie das, oder ist diese Mischung genau richtig für Sie?

ZK: Es ist ja nicht so, dass ich nur beim Bücherschreiben schreibe. Bei meinen Online-Seminaren schreibe ich ja wie wild Scripts und leite den Austausch im Forum. Dabei erlebe ich einen ähnlichen Effekt wie beim Bücherschreiben. Das ist ein Kreativrausch, der mir total Spaß macht. Dabei kommen mir tausend Ideen. Ich bin halt schon mit Leib und Seele Trainerin. Ich erfinde immer wieder neue Methoden und schreibe darüber immer wieder Bücher. Nur bin ich das Herumreisen zu den Seminaren langsam leid. Deshalb gebe ich jetzt alternativ Seminare in meiner Online-Akademie. Von Fachbüchern kann man nun einmal nicht leben. Einen Bestseller-Roman zu schreiben wäre natürlich schön, aber mir fällt gar nichts ein, da zündet’s überhaupt noch nicht!

Ich habe gelernt, dass man seine Träume verwirklichen kann

bv: Sie sind nun schon seit vielen Jahren freiberuflich tätig. Können Sie sich bald zur Ruhe setzen? Oder wollen Sie es überhaupt?

ZK: Wenn ich jetzt in den Ruhestand gehen würde, wäre meine Rente nicht sehr hoch, obwohl ich immer eingezahlt habe. Es gibt diesen furchtbaren Satz „Ich muss arbeiten, bis ich ins Grab falle.“ Das klingt bedrohlich, ist aber Realität. Ich schaffe mir deshalb gerade noch ein weiteres Standbein, nämlich meine Oaze Online-Akademie, in der ich nicht nur selbst Seminare anbiete, sondern auch andere Trainer, und wo ich auch Räume vermiete. Und wenn ich in der Türkei bin, werde ich weiterhin Bücher schreiben, vielleicht aber ab jetzt als E-Books.

Auch wenn ich viel Geld hätte oder eine dicke Rente bekäme, würde ich jetzt weiter arbeiten. Es macht nur einen großen Unterschied, dass ich weiß, ich muss, egal ob ich alt oder krank bin. Aber ich bin wild entschlossen, an der Situation noch etwas zu ändern.

bv: Apropos Türkei – Sie haben geschafft, wovon viele Textarbeiter_innen träumen. Sie fahren mehrmals im Jahr für einige Wochen in die Türkei und schreiben da am Strand Ihre Bücher. Wie haben Sie das geschafft?

ZK: Um das umzusetzen, muss man sich überhaupt erst einmal klarmachen, was man sich wirklich wünscht, und es sich dann auch zugestehen. Früher war ich nur zwei Wochen im Urlaub dort, aber ich hatte mir damals schon vorgenommen, irgendwann mehr Zeit in der Türkei zu verbringen. Und eines Tages habe ich mich genau damit auseinandergesetzt, wie ich das tatsächlich umsetzen könnte. Das geht natürlich nur Schritt für Schritt. Aber ich habe dadurch gelernt, dass man seine Träume verwirklichen kann, dass es wirklich geht.

bv: Wie haben Sie denn in Ihrem straffen Zeitplan dafür überhaupt Nischen finden können?

ZK: Ich habe mir die Zeit von vornherein blockiert und meine Seminare drumherum gelegt. Und dann arbeite ich auch da vor Ort und gebe dort Seminare [„Orient-Express zur beruflichen Erfüllung und Orientierung“; Anm. d. Red.]. Das habe ich mit der Zeit immer weiter ausgedehnt. Beim letzten Mal war ich 40 Tage im Frühjahr und 40 Tage im Herbst da. Man muss sich wirklich einfach mal trauen, davon zu träumen, sich erlauben, solche Wünsche zu haben, schauen, was einen in die richtige Richtung führt, klare Entscheidungen dafür treffen. Und plötzlich tun sich alle möglichen Türen auf.

bv: Herzlichen Dank für dieses Gespräch!


(Zuerst veröffentlicht auf „Schreiben als Beruf“ am 22.02.2015.)

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